Oft ist die Führung eines Unternehmens nicht begeistert davon, wenn die Belegschaft plant, einen Betriebsrat zu gründen und sie versucht, dies zu verhindern. So auch beim Fußballverein Schalke 04 im Jahr 2019.
In einem sehenswerten Beitrag des WDR-Magazins „sport inside“ wird beschrieben, welche Anstrengungen der damalige Vorstand unternommen hat, die Beschäftigen zu bedrängen, von ihrem Ansinnen Abstand zu nehmen.
Angefangen hatte alles mit dem Wechsel des Vorstandes und der zunehmenden Unzufriedenheit der Mitarbeiter. Christine Walther als MitinitiatorInnen der Wahl berichtet von Willkür der Führung bei Entscheidungen, von unbezahlten Überstunden und fehlender Transparenz bei den Gehältern. Insgesamt fühlten sich viele der ca. 800 Mitarbeiter nicht mehr wertgeschätzt. Also sollte ein Betriebsrat her. Dagegen hatten vor allem die Sportvorstände Peter Peters und Alexander Jobst etwas. Wie ein ehemaliger Mitarbeiter anonym erzählt, beriefen sie auf Abteilungsebene Versammlungen ein, und drohten damit, dass es zu weitreichenden Änderungen in den Abteilungen kommen werde, angeblich drohten sie auch mit Stellenabbau. Allerdings widersprachen die beiden in einer schriftlichen Stellungnahme dieser Darstellung.
Letztendlich wurde die Wahl dann doch noch ordnungsgemäß durchgeführt, und der Verein hat jetzt einen 13-köpfingen Betriebsrat.
Wenn man aber die gesamte Bundesliga mit seinen 36 Profivereinen betrachtet, dann fällt auf, dass davon nur sechs Stück mit einer gewählten Arbeitnehmervertretung ausgestattet sind. Vor der Wahl bei Schalke sind schon die Vereine St. Pauli, BVB Dortmund und der Hamburger SV diesen Weg gegangen, danach folgten noch die Clubs aus Wolfsburg und Stuttgart.
Wie der Arbeitsrechtler Tobias Pusch berichtet, gibt es auch einen durchaus plausiblen Grund für die Ablehnung durch die Vorstände: Da die Fußballspieler ja auch Angestellte des Vereins seien, gelten für sie die gleichen Regeln wie bei allen anderen Mitarbeitern. Der Gedanke, dass der Betriebsrat nun bei der Einstellung des neuen Mittelstürmers zustimmen muss, übersteigt hier wohl das Vorstellungsvermögen vieler Vereinsspitzen.
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