Betriebsratsvorsitzender als Datenschutzbeauftragter? – Das Bundesarbeitsgericht


[GPT3]Write an artic­le about the fol­lo­wing infor­ma­ti­on

Der Vor­sitz im Betriebs­rat steht einer Wahr­neh­mung der Auf­ga­ben des Beauf­trag­ten für den Daten­schutz typi­scher­wei­se ent­ge­gen und berech­tigt den Arbeit­ge­ber in aller Regel, die Bestel­lung zum Daten­schutz­be­auf­trag­ten nach Maß­ga­be des BDSG in der bis zum 24. Mai 2018 gül­ti­gen Fas­sung (aF) zu wider­ru­fen.

Der bei der Beklag­ten ange­stell­te Klä­ger ist Vor­sit­zen­der des Betriebs­rats und in die­ser Funk­ti­on teil­wei­se von der Arbeit frei­ge­stellt. Mit Wir­kung zum 1. Juni 2015 wur­de er von der Beklag­ten und wei­te­ren in Deutsch­land ansäs­si­gen Toch­ter­ge­sell­schaf­ten zum Daten­schutz­be­auf­trag­ten bestellt. Auf Ver­an­las­sung des Thü­rin­ger Lan­des­be­auf­trag­ten für Daten­schutz und Infor­ma­ti­ons­frei­heit wider­rie­fen die Beklag­te und die wei­te­ren Kon­zern­un­ter­neh­men die Bestel­lung des Klä­gers am 1. Dezem­ber 2017 wegen einer Inkom­pa­ti­bi­li­tät der Ämter mit sofor­ti­ger Wir­kung. Nach Inkraft­tre­ten der Ver­ord­nung (EU) 2016/679 vom 27. April 2016 zum Schutz natür­li­cher Per­so­nen bei der Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten, zum frei­en Daten­ver­kehr und zur Auf­he­bung der Richt­li­nie (RL) 95/46/EG (Daten­schutz-Grund­ver­ord­nung; im Fol­gen­den DSGVO) berie­fen sie den Klä­ger vor­sorg­lich mit Schrei­ben vom 25. Mai 2018 gemäß Art. 38 Abs. 3 Satz 2 DSGVO als Daten­schutz­be­auf­trag­ten ab.

Der Klä­ger hat gel­tend gemacht, sei­ne Rechts­stel­lung als betrieb­li­cher Daten­schutz­be­auf­trag­ter der Beklag­ten bestehe unver­än­dert fort. Die Beklag­te hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, Inter­es­sen­kon­flik­te bei der Wahr­neh­mung der Auf­ga­ben als Daten­schutz­be­auf­trag­ter und Betriebs­rats­vor­sit­zen­der lie­ßen sich nicht aus­schlie­ßen. Die Unver­ein­bar­keit bei­der Ämter stell­ten einen wich­ti­gen Grund zur Abbe­ru­fung des Klä­gers dar.

Die Vor­in­stan­zen haben der Kla­ge statt­ge­ge­ben. Die dage­gen erho­be­ne Revi­si­on der Beklag­ten hat­te vor dem Neun­ten Senat des Bun­des­ar­beits­ge­richts Erfolg. Der Wider­ruf der Bestel­lung vom 1. Dezem­ber 2017 war aus wich­ti­gem Grund iSv. § 4f Abs. 3 Satz 4 BDSG aF iVm. § 626 Abs. 1 BGB gerecht­fer­tigt. Ein sol­cher liegt vor, wenn der zum Beauf­trag­ten für den Daten­schutz bestell­te Arbeit­neh­mer die für die Auf­ga­ben­er­fül­lung erfor­der­li­che Fach­kun­de oder Zuver­läs­sig­keit iSv. § 4f Abs. 2 Satz 1 BDSG aF nicht (mehr) besitzt. Die Zuver­läs­sig­keit kann in Fra­ge ste­hen, wenn Inter­es­sen­kon­flik­te dro­hen. Ein abbe­ru­fungs­re­le­van­ter Inter­es­sen­kon­flikt ist anzu­neh­men, wenn der Daten­schutz­be­auf­trag­te inner­halb einer Ein­rich­tung eine Posi­ti­on beklei­det, die die Fest­le­gung von Zwe­cken und Mit­teln der Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten zum Gegen­stand hat. Dabei sind alle rele­van­ten Umstän­de des Ein­zel­falls zu wür­di­gen. Die­se vom Gerichts­hof der Euro­päi­schen Uni­on (EuGH 9. Febru­ar 2023 – C‑453/21 – [X‑FAB Dres­den]) zu einem Inter­es­sen­kon­flikt iSv. Art. 38 Abs. 6 Satz 2 DSGVO vor­ge­nom­me­ne Wer­tung gilt nicht erst seit Novel­lie­rung des Daten­schutz­rechts auf­grund der DSGVO, son­dern ent­sprach bereits der Rechts­la­ge im Gel­tungs­be­reich des BDSG aF.

Die Auf­ga­ben eines Betriebs­rats­vor­sit­zen­den und eines Daten­schutz­be­auf­trag­ten kön­nen danach typi­scher­wei­se nicht durch die­sel­be Per­son ohne Inter­es­sen­kon­flikt aus­ge­übt wer­den. Per­so­nen­be­zo­ge­ne Daten dür­fen dem Betriebs­rat nur zu Zwe­cken zur Ver­fü­gung gestellt wer­den, die das Betriebs­ver­fas­sungs­ge­setz aus­drück­lich vor­sieht. Der Betriebs­rat ent­schei­det durch Gre­mi­ums­be­schluss dar­über, unter wel­chen kon­kre­ten Umstän­den er in Aus­übung sei­ner gesetz­li­chen Auf­ga­ben wel­che per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten vom Arbeit­ge­ber for­dert und auf wel­che Wei­se er die­se anschlie­ßend ver­ar­bei­tet. In die­sem Rah­men legt er die Zwe­cke und Mit­tel der Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten fest. Inwie­weit jedes an der Ent­schei­dung mit­wir­ken­de Mit­glied des Gre­mi­ums als Daten­schutz­be­auf­trag­ter die Ein­hal­tung der gesetz­li­chen Pflich­ten des Daten­schut­zes hin­rei­chend unab­hän­gig über­wa­chen kann, bedurf­te kei­ner abschlie­ßen­den Ent­schei­dung. Jeden­falls die her­vor­ge­ho­be­ne Funk­ti­on des Betriebs­rats­vor­sit­zen­den, der den Betriebs­rat im Rah­men der gefass­ten Beschlüs­se ver­tritt, hebt die zur Erfül­lung der Auf­ga­ben eines Daten­schutz­be­auf­trag­ten erfor­der­li­che Zuver­läs­sig­keit iSv. § 4f Abs. 2 Satz 1 BDSG aF auf.

Bun­des­ar­beits­ge­richt, Urteil vom 6. Juni 2023 – 9 AZR 383/19 –
Vor­in­stanz: Säch­si­sches Lan­des­ar­beits­ge­richt, Urteil vom 19. August 2019 – 9 Sa 268/18 –

Hin­weis: Zur Abbe­ru­fung eines Daten­schutz­be­auf­trag­ten vgl. fer­ner das Urteil vom 6. Juni 2023 – 9 AZR 621/19 –

[/GPT3]



Source link

Schlagwörter: